Brevet Helles sommerliche Badetour '09, Kiel (Berichte)

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Halvtreds
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Brevet Helles sommerliche Badetour '09, Kiel (Berichte)

Beitragvon Halvtreds » 29.08.2009, 22:39

Helles herbstlich kalte Dusche

Na ja, sommerlich war es heut nicht so richtig, aber nass sind wir geworden. Mal der Reihe nach:

Bei der Anreise waren direkt vor Kiel zum ersten Mal die Straßen nass. Pünktlich um 8:00 zum Start setze dann auch Regen ein. Die Wetterfrösche hatten für Nachmittags Regen in erträglichen Mengen angekündigt - das war nicht ganz falsch, die Mengen allerdings massig. Und nicht nur Nachmittags, sondern bereits am Morgen zogen Schauer und Gewitter über uns hinweg. Ich erinnere mich nur an einen kurzen Abschnitt mit trockener Straße bei Felde am frühen Nachmittag. So, genug auf das Wetter geschimpft, dafür kann schließlich die Veranstalterin nichts.

Leider nur 10 Teilnehmer hatten sich zu dieser neuen Tour eingefunden und fuhren zunächst als geschlossene Gruppe südlich um Kiel herum auf die Halbinsel Schwedeneck. Als die Strecke wieder nach Süden drehte kamen uns die ersten richtig dicken Schauer entgegen und die Meisten entschieden sich für Regenjacken.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Hügel es in unmittelbarer Nähe der Ostseeküste gibt und Helle hatte reichlich davon in die Strecke aufgenommen. Das führte immer wieder zu eindrucksvollen Ausblicken auf dramatische Ansichten von Wasser unten (Ostsee oder Seen), grüne frisch abgespülte Hügel und darüber tiefschwarze bizarre Wolkenformationen.

In der Anfahrt auf die Hüttener Berge wurden mir dann wieder einmal die Grenzen meiner Steigfähigkeit aufgezeigt und ich verlor den Anschluss an die Gruppe. War vielleicht auch ganz gut, denn nun konnte ich im Starkregen nach eigenem Gusto auf den kleinen gut ausgebauten Wirtschaftswegen Fahrlinie und Geschwindigkeit wählen. An der Kontrolle auf dem Aschberg trafen sich dann alle wieder. Ach ja, da stand eine Gruppe Radsportler mit Crossern und Geländerädern - Quasarmins Trans-Aschberg-CTF. So richtig glücklich schienen die aber auch nicht zu sein.

Nun ging es mit moderatem Profil weiter - das kann ich besser fahren -, aber kurz vor der Fähre Sehestedt stoppte Luftverlust am Hinterrad meinen Vorwärtsdrang. Vorher gab es am Wittensee wieder einmal atemberaubende Ausblicke auf die dramatisch ausgeleuchtete Natur unter schwarzen Wolken. Hinter der Fähre führte die Strecke auf Nebenwegen über Felde durch den Naturpark Westensee - auch hier wieder Panoramen zum sattsehen - und das sogar im Trockenen. Das war Petrus aber irgendwie nicht recht und er schickte einen oberheftigen Gewitterguss, der sogar eine erhebliche Beimischung von Hagel hatte - das knallte ganz gut am Helm. Mehr nass als durchnass geht nicht und was man nicht an hat kann nicht nass werden - also ignorieren und einfach weiter fahren war meine Minderheitsentscheidung.

Nun kannte ich die Gegend wieder etwas besser und konnte mich auf die Ausblicke konzentrieren und musste nicht so häufig meinen Nase in die sehr gut gemachte Streckenbeschreibung stecken. So rollte ich teilweise mit Windunterstützung über Neumünster-Einfeld nach Rickling, wo es in der Landbrauerei den Kontrollstempel zu holen galt. Ich war etwas überrascht, dass noch niemand vor mir dort war und die drei Damen vom Gasthaus konnten gar nicht glauben, dass bei diesem Wetter jemand verrückt genug ist, eine solche Tour zu fahren. "Kommen denn da noch mehr?" staunten sie. Ich lies eine große Pfütze vor dem Tresen zurück und versprach bei nächster Gelegenheit dort einzukehren und Speisen und Getränke zu geniessen - ich glaube das wird ein lohnender Besuch.

So, jetzt nur noch einen kleinen Schlenker über Dahldorf und dann zurück nach Kiel - schlappe 60 Km. Die zogen sich dann aber noch. Der Wind kam jetzt ziemlich von vorn, Hügel gab es auch wieder reichlich (ich behaupte ja, alle Streckenplaner sind Sadisten !) und zu allem Überfluss verlor jetzt mein Vorderrad Luft. Die Kombination von Bushaltestelle und aufziehendem Starkregen machte die Entscheidung für eine Sofort-Instandsetzung im Trockenen leicht.

Noch 30 Km - eigentlich nicht viel. Aber Wetter und 200 Km hatten doch schon viel Kraft gekostet. Na gut, Prognose zurückgenommen, 17:30 sollte wohl noch zu schaffen sein. Irgendwie lief es noch ganz brauchbar, ich genoss wieder die Aussichten als das Fahrgefühl wieder mal weich wurde: Schleicher hinten. Inzwischen war ich dann doch auf Null Bock angekommen, also nachpumpen und mit Maximaltempo - was immer das jetzt auch hiess - sehen ins Ziel zu kommen. Das hat mir leider ein wenig den Genuss der wieder schön ausgewählten Nebenstrecken verdorben. Gelegentlich mal nachpumpen und zügig weiter, noch mal so ein blöder Buckel mit 60 m Höhe und dann stand endlich das gelbe Schild "Landeshauptstadt Kiel" rechts im triefnassen Gebüsch. Kiel hat aber reichlich Dörfer eingemeindet und so dauerte es noch eine Weile bis ich das Ziel förmlich riechen konnte. Noch mal nachgepumpt und die letzten 3 Km weggeputzt. Ankunft 17:32! Man, was war ich froh angekommen zu sein

Helles Helfer empfingen mich am Ziel wie einen Expeditionsrückkehrer. Ich wurde in die Duschen geführt und auf dem Imbiss eingestimmt - beides eine Wohltat nach dieser (Tor-)Tour. Nach dem Imbiss habe ich meine Frau vorgewarnt, dass ich ein wenig später als angekündigt zum Essen komme unter Schilderung meiner Blessuren und Wehwehchen und was ich alles schreckliches durchgemacht hatte. Sie simulierte Anteilnahme. Später am Wohnzimmertisch bekomme ich zu hören: " Du sieht nicht anders aus, als sonst nach einer Tour." Was soll ich nun davon halten?

Fazit: Diese Tour wird einen Ehrenplatz unter meinen denkwürdigen Touren bekommen. So wie die Schafsmist-Tour von Husum und Knuts Frühjahsrbrevet gegen Windstärke 8. Die Strecke war gut ausgesucht und führte über viele Abschnitte die ich noch gar nicht kannte oder nur selten gefahren bin. Die Beschreibung war mit viel Liebe und Aufwand gemacht und enthielt zusätzlich Hinweise auf Bademöglichkeiten (hat wohl keiner genutzt), Versorgungsmöglichkeiten und Photopunkte - letztere haben aber leider auch wohl niemanden animiert, die Digicam zu zücken. Empfang und Versorgung am Ziel waren vorbildlich.

Ich wünsche mir und der Veranstalterin, dass die Tour im nächsten Jahr wiederholt wird und das Wetter dann viele Teilnehmer anlockt.

Bis denne,
Halvtreds
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Re: Helles herbstlich kalte Dusche

Beitragvon quasarmin » 29.08.2009, 23:46

Halvtreds hat geschrieben:Ach ja, da stand eine Gruppe Radsportler mit Crossern und Geländerädern - Quasarmins Trans-Aschberg-CTF. So richtig glücklich schienen die aber auch nicht zu sein.
Moin Halvtreds,

anfangs waren wir noch etwas skeptisch. Aber die Teilnehmer waren super drauf und wir hatten nachdem wir erstmal so richtig eingesaut waren einen Mordsspass. Wir sind die geplanten Touren voll durchgefahren und ich glaube so eingesaut war ich schon lange nicht mehr. Morgen gehts weiter, egal ob es regnet oder nicht.

Ich hoffe auch, dass Helles Brevet wiederholt wird. Aber die Bekanntgabe des Termins war recht kurzfristig, vielleicht deshalb die Zurückhaltung. Bei mir gings halt wegen der CTF nicht, vielleicht nächstes Jahr,

Viele Grüße
Armin
"Bei langen Missionen sind Läuse störend." -- Aus dem Samurai-Handbuch
"Hagakure", 17. Jhdt.
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Beitragvon Helmut » 30.08.2009, 00:31

Moin Männer,

absolut großartig wie Ihr Euch dem Wetter entgegen gestemmt habt. :GrosseZustimmung:

Man merkt, dass man etwas versäumt hat, wenn man wie ich nicht die oder die andere Tour mitgefahren ist. :mad:
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
Angelboot

Beitragvon Angelboot » 31.08.2009, 08:47

Bild

Nun will ich Halvtreds Bericht noch fortführen, es gibt noch eine Steigerung.

Nach dem Aschberg, wo ich übrigens noch Johanna mit ihrem Mann kurz begrüßte, bekam die Tour das gewisse Etwas. Nachdem ein kräftiger Schauer mit Blitz und Donner über uns hinwegzog, fing es an zu hageln. Unsere Rettung war ein offenes Garagentor, rein da in voller Fahrt. Nachdem das vorbei war, ging es weiter begleitet von Regenschauern bis Einfeld. Ein Edeka-Markt mit Backshop war unser Ziel. Bei Kaffee und Kuchen wurde erstmal durchgeatmet. Die Mitarbeiterin der Bäckerei hat sicher nach unserer Abfahrt kräftig feudeln müssen. Zu sechst sind wir dann mit Pannenpause nach Rickling in die Landbrauerei zur Kontrolle gefahren. Hier wollten wir kurz ein Alkfrei trinken. Es wurde eine Pause von 80 Minuten daraus. Wir waren im Auge des Vulkans. Ein Unwetter mit Blitz, Donner und Starkregen machte eine Weiterfahrt unmöglich. Auf Vorschlag der Wirtin orderten wir eine Runde warmen Fliederbeersaft.

Aufgewärmt ging es weiter auf teilweise überfluteten Straßen. Dreimal mussten noch Schläuche erneuert werden. Wie schon Halvtred schrieb zog es sich bis Kiel. Aber die Abendsonne wärmte etwas.

In Kiel angekommen warteten die netten Helfer. Die Duschen waren schön warm und das von Helle lecker gekochte Risotto mit Bio Würstchen und Fleischbällchen mit Ingwer wartete. Gemütlich wurde es. Es war eine harte Tour, aber sie hat trotzdem Spaß gemacht. Wie kann man bei diesen Strapazen noch soviel lachen? Weil nette und unkomplizierte Leute unterwegs waren. Danke an Helle für die Mühe und die Ausarbeitung der Strecke. Ihre Mühe hätte sommerliches Wetter verdient.

Bild
Zuletzt geändert von Angelboot am 09.09.2009, 10:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Brevet Helles sommerliche Badetour '09, Kiel (Berichte)

Beitragvon motta » 31.08.2009, 09:04

Halvtreds hat geschrieben:ich behaupte ja, alle Streckenplaner sind Sadisten!
Hi Halvtreds,

ja, da magst du wohl recht haben - aber schau Dir mal die neue Fehmarn Runde an:

mal abgesehen, von den ersten 40 km ist das doch eine Rollerstrecke, oder.

Die Rückfahrt nach Eutin ist sicher eine leichtesten Varianten.

Meine sadistischen Neigungen lebe ich ja erst richtig bei der AfterXmas- Tour aus, wie Du weißt.

gruss MOTTA
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Beitragvon Konkursus » 31.08.2009, 09:21

Hi Halvtreds,

ja es war hart um den Aschberg am Wochenende, aber entgegen Deiner Annahme waren wir wirklich glücklich bei der CTF. Super Strecken, schlammig bis zum Abwinken, wir dreckig wie die Schweine, Sand überall, aber glücklich.

Glücklich insbesondere auch, weil der Zusammenhalt in den Gruppen super war und - ich muss das noch einmal hervorheben - die Versorgung und Betreuung.

Dir wünsch ich beim nächsten Mal natürlich auch besseres Wetter.

@ Helmut: in Aschberg hast Du nun wirklich gefehlt. Habe oft an Dich gedacht, Deine Anwesenheit hätte die Stimmung noch einmal auf einen weiteren Höhepunkt getrieben.

Viele Grüße


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Hier gibt es noch einen Bericht

Beitragvon bs » 31.08.2009, 16:13

Tom
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Beitragvon Tom » 31.08.2009, 19:53

@ Halvtreds,

war auch bei der Trans Aschberg dabei und bin noch immer begeistert.

Dein schöner Bericht vom Brevet hat mich sehr gefreut. Er spornt mich an es im nächsten Jahr auch einmal zu versuchen. Die Strecken sind ja immer nur kurz und flach. ':?'

Viele Grüße,
Tom
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Beitragvon Helmut » 02.09.2009, 23:47

Zwei Bilder kamen noch von (und mit) Angelboot.

Ich hab sie bei seinem Beitrag eingefügt. Du findest sie also etwas weiter oben.
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.

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