Rostocker Radmarathon '09, Rostock (Bericht)

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Superflu
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Rostocker Radmarathon '09, Rostock (Bericht)

Beitragvon Superflu » 14.09.2009, 13:20

Der Fahrradherbst steht wieder einmal vor der Tür. Ein untrügliches Zeichen: Der Rostocker Radmarathon mit seinen exakt 206 – in der Regel windigen – Kilometern. Vielleicht haben wir ja in diesem Jahr Glück. Der Wetterbericht kündigt allerdings nichts Gutes an. Fünf Bft, in Böen 70 km/h und damit man gut gekühlt durchkommt, Regenschauer.

Start ist pünktlich um 7.30 Uhr im Zentrum der Rostocker Radrennbahn. Hier trainierte bereits Jan Ullrich. Mein Wecker will um 6.00 Uhr klingeln, ich beschließe aber meinen sehr unruhigen Schlaf schon vorher zu beenden. Beim Blick aus dem Fenster stelle ich fest, dass die Regenschauer real sind und nicht Bestandteil meiner Träume waren. Was soll’s, bange machen gilt nicht, Jörg und Christian vom Team 5311 werden gleich vor der Tür stehen. Also schnell frühstücken und das Rad checken. Beim Abziehen des Pumpenkopfs – Pfffft – habe ich gleich mal die erste Panne des Tages. Den Poker um die richtige Bekleidung verschiebe ich bis kurz vorm Start.

Schon klingelt es und die beiden Teamgefährten scharren mit den Radschuhen. Wir wollen ausnahmsweise mal pünktlich und stressfrei starten. Die fünf Kilometer bis zur Radrennbahn sind schnell abgespult, die Anmeldung verläuft reibungslos (eine Voranmeldung für den Marathon wird dringend erbeten). Nachdem ich wegen der drohenden Regenwolken schon die Softshelljacke anhabe, entscheide ich mich doch noch für ein langes Trikot mit dem kurzen Sommerfetzen darüber. Jörg und Christian sind ähnlich ausstaffiert.

Punkt 7.30 Uhr tummelt sich eine bunte Schar von gut 80 Marathonlern am Start, die RTFler starten später. Der Moderator gibt noch ein paar Details durch. Besonders wichtig: Mecklenburg hat zwar kein Gebirge, aber doch einige Höhenmeter zu bieten. Heute sollen es 800 sein.

Schon geht es los, wir ordnen uns vorne ein, um in einer möglichst großen Gruppe zu landen. Jörg und ich verfieren uns anfangs aber etwas. Dadurch geht es gleich mit Puls 180 den anderen hinterher. Bei der ersten Verpflegungstelle nach 24 Kilometern sind wir dann dran. In aller Hast Essen einwerfen und weiter geht’s. Kurz später resümieren wir: Für die Geschwindigkeit in der Führungsgruppe reicht es über 200 km nicht. Jörg und ich beschließen unsere Ressourcen zu schonen. Wir gabeln zwei Radler auf, die sich verfranzt haben. Nunmehr strampelt ein gut harmonierendes Viererteam durch die herrliche, hügelige Landschaft Mecklenburgs. Christian braust mit der ersten Truppe los.

Als wir kurz nach der zweiten Verpflegungsstelle (km 61) durch Garvensdorf radeln und ich Jörg erkläre, dass wir dort in Kürze ein Absolvententreffen haben, passiert es: Eine unschöne Geräuschmelange, erst der Schrei, dann Krachen und Gefluche. Jörg war unaufmerksam und ist ohne Fremdeinwirkung gestürzt. Zum Glück ist bis auf eine zerfetze Hose und Schürfwunden alles in Ordnung. Allerdings müssen wir nun zu zweit weiter. Bis zur Verpflegungstelle Rakow (km 96) kämpfen wir uns gut gelaunt gegen den sehr böigen Wind. Dort können wir uns dann einer größeren Gruppe anschließen und hoffen auf Entspannung.

Nachdem ich mich in Rerik nach kurzer Führungsarbeit nach hinten gleiten lasse, vermisse ich Jörg und beschließe auf ihn zu warten, lasse die Gruppe ziehen, vielleicht hat Jörg ja einen Krampf oder Materialschaden. Bei der Warterei geselle ich mich zu zwei Radlern am Wegesrand. Einer der beiden hat einen Reifen- und Schlauchschaden. Ich borge ihm einen Schlauch. Er will in Rerik nach einem Radladen schauen. Da Jörg nicht kommt, geht es nun mit einem neuen Partner weiter, quasi temporärer Kumpeltausch. Wir gleiten mit reichlich Rücken- und Seitenwind sowie Ostseeblick über die grüne Hügellandschaft rund um Kühlungsborn und kommen ins Schwatzen. Nun meldet sich das Verlangen nach der angekündigten Suppe beim nächsten Stopp (km 132). Auf dem Weg dorthin passieren wir zwei Radler mit Panne. Sie brauchen keine Hilfe, also geht es weiter. Zwei Kilometer später erwischt es mich, Glasscherben legen mein Hinterrad lahm. Ein netter Radler borgt mit einen Ersatzschlauch und so gelangen wir nach Biendorf, wo in gemütlicher Atmosphäre eine sehr leckere Nudelsuppe gereicht wird. Beim Heranrollen startet gerade die in Rerik verlassene Gruppe – und wer winkt mir verschmitzt entgegen? Jörg – bereits gut gestärkt. Es stellt sich heraus, dass er gar nicht abreißen ließ, sondern wohl von einem größeren Kollegen verdeckt war. Wir nehmen es lustig. So hat man was zu erzählen.

Die nächsten 45 Kilometer bis zur letzten Labe (km 179) fahren wir im Viererteam. Da schon allgemeine Angeschlagenheit herrscht, helfen wir uns gegenseitig. Es geht bei Rückensturm super voran, dadurch entgehen wir knapp einem heftigen Regenschauer. Die letzten 26 Kilometer fordern uns noch einmal alles ab: Der mittlerweile aus Nordost stürmende Wind macht uns das Leben schwer – aber er wird verlieren. Ein Radler aus unserer Gruppe ärgert sich mit seiner nunmehr zweiten Panne herum, wir beschließen bis zum Ziel ein Team zu bleiben, also warten wir. So überholen uns etliche Verfolger.

Auf den letzten Metern kommt noch reichlich Euphorie auf. Und dann haben wir es geschafft. Ein herrlicher aber sehr anstrengender Radmarathon ist absolviert. Christian erwartet uns schon mit einer Hopfenkaltschale. Bis zu einer Panne kurz vorm Ziel fuhr er in der Spitzengruppe mit und kämpfte sich dann die verbleibenden 20 km alleine durch.

Aus Erfahrung wissen wir, dass die Rostocker Radler sehr gesellig sind, so sitzen wir bei Bier und Bratwurst in entspannter Runde noch ein zwei Stunden munter schwatzend unterm Zeltpavillon und genießen gut geschützt die vorüber ziehenden Schauer.

Fazit: Ein sehr gut organisierter Marathon über 206 km. Anspruchsvolles Gelände, 800 windige Höhenmeter. Die Landschaft ist größtenteils eine Augenweide. Gute Beschilderung. Die Verpflegung war ausreichend, ist bei den meisten RTFs westlich der Elbe aber wesentlich üppiger (ein paar salzige Schmalzbrötchen wären super).

Die Teilnehmerzahl beim Marathon: ca. 50 (in diesem Fall beim Supercup etwa 80).

Im nächsten Jahr sind wir wieder dabei.

Schöne Grüße und bis bald
Ulf vom Team 5311 Rostock
Zuletzt geändert von Superflu am 17.09.2009, 17:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon ChristianE » 14.09.2009, 20:50

Kann Flu nur beipflichten: Tolle Veranstaltung bei anspruchsvollen Bedingungen!

Dieses Jahr wurde der Radmarathon wohl irgendwie als Supercup-Wertung gefahren, was der Veranstaltung die doppelte Teilnehmeranzahl als üblich bescherte. Das war toll, neben den bekannten Mecklenburger Gesichtern waren viele Radler aus Hamburg, Berlín und dem restlichen Norden und sogar Bayern dabei. Nur von den Stralsundern habe ich niemanden gesehen...

Kurz vor dem Ziel pfiff nicht nur die Luft aus meinen Reifen, sondern auch aus meinen Beinen. Die letzten 20 Kilometer muss ich schnell aus meinem Radlergedächtnis streichen.

Na dann, bis zum nächsten Jahr! Hoffentlich wieder als Supercup ausgetragen, damit schön viele Leute am Start sind.

Grüße aus Rostock
Christian
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Gert
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Beitragvon Gert » 15.09.2009, 19:13

Hallo Superflu,
hallo ChristianE,

das ist ja wieder ein schöner Bericht von der Tour, aber Ihr habt da ja auch mit einigen Widrigkeiten kämpfen müssen. Ja, wer sich da anfangs verausgabt, hat am Ende ganz schön zu Keulen und das bei dem Wind.

Richtig, wir waren nur mäßig vertreten, soweit ich im Bilde bin, waren nur Jörg und ein, zwei andere dabei. Wir hatten an diesem Sonntag gerade einen anderen Höhepunkt, den wir uns als Team nicht entgehen lassen wollten! Siehe:

http://radsportgruppe.sv-hanseklinikum- ... eviews.php :D

Ich denke Ihr habt Verständnis! Nächstes Jahr sind wir auf jeden Fall wieder dabei!

Bis dann, Gruß Gert :wink:
nichts ist unmöglich!!!
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Beitragvon Superflu » 16.09.2009, 17:55

Hi Gert,

auch wir Rostocker wissen, Wassersport heißt nicht nur im Regen Rad fahren. Christian ist übrigens »gelernter« Kanute und ich war am Samstag vor dem Marathon bei der Segelregatta »Blaues Band der Warnow« auf dem Boot meines Bruders Schotte, startete Sonntag daher mit reichlich Blasen an den Händen. Nicht nur die Gegner, auch das Wetter war windig :-)

Schöner Paddelbericht.

Grüße aus Rostock an das vielseitige Team Hanseklinikum Stralsund.

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