24h Rad am Ring '11 (Berichte + Bilder)

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Helmut
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24h Rad am Ring '11 (Berichte + Bilder)

Beitragvon Helmut » 23.08.2011, 23:51

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Neben dem 4er-Team des Hanse Kilinikum Stralsund (Bericht folgt diesem) hatten HFS noch zwei Einzelfahrer bei Rad am Ring am Start. Hier zunächst der Bericht von Anmaja.

<b>24h Rad am Ring 2011
Ein 2er-Team als Einzelfahrer</b>


Der legendäre Nürburgring gehörte an diesem Wochenende wieder ganz den Radfahrern und Läufern. Erstmals 2003 ausgetragen, wurden bei der 9. Auflage 4.700 Akteure bei den 24h-Rennen erwartet. Neben den 2-er, 4-er, 8-er Teams starteten auch 400 Einzelstarter, die sich auf der 20,8 km langen Nordschleife und der Grand-Prix-Strecke mit 6,17 km der Herausforderung stellen wollten. Dabei hat jede Runde nicht weniger als ca. 500 Höhenmeter zu bieten. … und ich war dabei.

Angefangen hat es eigentlich 2008 auf dem Zielstrich, den wir als 2er Team beim 24h-Rad am Ring überquerten: „und das machen wir noch mal als Einzelstarter!“ „Na klar“ unter Schlafentzug und einer Menge Endorphine pflichtete ich meiner Partnerin bei. 2011 war es nun soweit. Ich reiste in Begleitung meines Betreuers am Mittwoch vor dem Rennen in der Eifel an. Kurz nach der Ankunft nutzten wir die Möglichkeit bei dem Radtreff am Nürburgring, der wöchentlich stattfindet (BDR-Ausweis mitnehmen!), eine Proberunde auf der berüchtigten Nordschleife zu ziehen. Schon nach dieser einen Runde war ich ziemlich geschafft und sah mit Bangen auf das Wochenende.

Nach kleinen Schwierigkeiten bei der Anmeldung, die durch kompetente „Troubleshooter“ geklärt werden konnten, bezogen wir unser Quartier. Unser Quartier hieß in diesem Falle Box, eine Fläche von 2 x 3 m in der Formel1-Garage von Mercedes. Eine Matratze, zwei Campingstühle und ein Wasserkocher wurden jetzt das Zuhause von Motta, meinem Betreuer, in dem ich nur gelegentlich mal ein Päuschen einlegen wollte.

<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... /Motta.jpg">

Die Sonne brannte, am Start schon brachte mir Motta ein nasses Tuch für den Kopf. Alle waren froh über das Wetter. Meine Vorliebe liegt eher bei 20° wechselnd bewölkt. Das Startfeld rollte langsam los, eher bedächtig in respektvoller Erwartung dessen, was uns bevor stand. Die erste Runde sollte ich locker fahren, kleine Gänge bevorzugen… Das ist einfach gesagt. Die ersten 10 km verlocken in rasanten Abfahrten zum Rasen, natürlich angesteckt durch das „Rennfieber“, auch der nun folgende Anstieg zur Hohen Acht war rhythmisch absolviert. Es ist lief super, wenn sich das nicht mal rächt.

Bedingt durch die Wärme war nach der zweiten Runde Wassertanken angesagt. Ich bekam auch mein Tüchlein für den Kopf neu benässt, eine Banane war auch noch drin. Mit 3 min. ist das für Formel-1-Fahrer ein eher langsamer Boxenstopp, für Radfahrer finde ich das schon ziemlich schnell!

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Mir geht es super, die Abfahrten fliege ich förmlich runter, in der Fuchsröhre (eine 11 %ige Gefällstrecke) zeigt das Tacho 86,2 km/h. Das ist mein High Speed! Es ist nicht mehr ganz so heiß. Motta ruft mir nach jeder Runde zu: „Superzeit“. Diese liegt in den ersten Runden bei gut 1 Stunde. Noch vor 20 Uhr, hinter mir liegen 6 Runden, wird zum Essen gebeten. Es gibt Instantnudeln, Gurken mit viel Salz und Schokolade. Ich habe geduscht, frische Sachen an und wechsel’ das Rad. Mein Principia hat ausgedient, mit 2-fach schaffe ich es nicht mehr die steilen Passagen hoch. Ich spüre meine Beine, aber vor allem tut mir aufgrund der schmalen (22) harten (10bar) Bereifung und der großen Überhöhung mein Nacken weh. Mein treuer Begleiter wird jetzt mein Crossrad, der Lenker ist höher und breiter. Es sind 25er Reifen drauf und ganz wichtig: 3-fach! Es ist mit der Power LED Lampe von Sigma bestückt, zusätzlich als „Fernlicht“ lieh mir ein Freund seinen Scheinwerfer Lupino, die ich auf den Abfahrten zuschaltete.

Die Strecke war nicht beleuchtet, nur an 2-3 Gefahrenpunkte hatte der THW Flutlichtanlagen aufgebaut. Mein High-Speed erreichte ich jetzt nicht mehr. Es ist ruhig auf der Nordschleife, die Runde durch das Fahrerlager, die wir wegen der Teams zum Wechseln jedes Mal mitfuhren, ist sehr ergreifend: Leise Unterhaltungen, Grillduft, auch lautes Zurufen beim Wechseln der Teams untereinander. Bedingt durch kleinere Übersetzungen, der Dunkelheit sowie dem zunehmenden Ruf des Körpers nach Ruhe werde ich langsamer. Gegen Mitternacht mache ich eine kleine Pause. Ich muss mir etwas Wärmeres anziehen. Insbesondere auf der Abfahrt nach Breitscheid gibt es so kalte Löcher. Die Strecke kenne ich schon fast im Schlaf. Bloß nicht einschlafen! Die Schikanen haben es in sich.

Den nächsten Boxenstopp nutzte ich dann doch für ein kleines Nickerchen. Es ist viertel vor vier, Motta hat schon alles vorbereitet. Ich falle in die Waagerechte. Mein letzter Gedanke: „10 Runden – Minimalziel erreicht!“ Dann schlafe ich. Viertel vor 5 werde ich wach, der Kaffee ist frisch gekocht. Motta will mich um fünf wieder auf dem Rad haben, will ich auch? Tatsächlich finde ich mich wenige Minuten später wieder auf der Nordschleife. Die Quiddelbacher Höhe verlangt mir alles ab, habe ich diese in den ersten Runden mit Schwung einfach weggedrückt, so plage ich mich jetzt im kleinsten Gang dort hoch. Auf der Hohen Acht zeigt mein Tacho nur noch 6 km/h. Das ist ja kurz vorm Umfallen. Wippermann und Eschbach, ähnlich einer Berg- und Talbahn rollen so weg. Galgenkopf und Schwalbenschwanz entwickeln sich zu waren Felswänden, ich komme nicht mehr in Tritt. Darum entschließe ich mich für ein ausgiebiges Frühstück, auch muss ich mich wieder hinlegen. In unserer Box liegen, hängen, schlafen noch andere Fahrer, ist das ansteckend? Ich kann mich nicht mehr motivieren.

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Motta flößt mir einen Energydrink ein und treibt mich raus. Es läuft wieder ganz gut. Es hat angefangen zu regnen. In der Schikane höre ich einen Fahrer hinter mir stürzen. Weniger Meter weiter liegt ein Fahrer, schon medizinisch versorgt. Bloß vorsichtig fahren! Gegen 12 Uhr bin ich zurück, ich werde jubelnd empfangen. Soll es das jetzt gewesen sein? Ich starte noch mal durch – eine geht noch. Meine letzte, die 15. Runde genieße ich: den Ausblick in die Eifel, auf die Nürburg und ich halte auf der Hohen Acht und schaue – zurück. Ich unterhalte mich mit verschiedenen anderen Teilnehmern. Alle sind zufrieden – mit der Veranstaltung und mit sich.
Zuletzt geändert von Helmut am 26.08.2011, 01:13, insgesamt 1-mal geändert.
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
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Gert
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Beitragvon Gert » 25.08.2011, 20:32

Hallo Anmaja,

meinen größten Respekt vor Deiner Leistung! :Respekt:

Das sind ja fast soviel Runden, wie wir zu Viert gefahren sind.

Wir haben uns während und nach dem Rennen gefragt, wie man sich so als Einzelfahrer motivieren und die Kräfte freisetzen kann.

Schade, dass wir uns nicht getroffen haben.

Gruß Gert :wink:
nichts ist unmöglich!!!
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Beitragvon Gert » 26.08.2011, 00:34

<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... %20033.JPG">

<b>Rad am Ring 2011
Die "grüne Hölle"</b>


Die "grüne Hölle" Nürburg 2011, sie ist nun Geschichte, ein 24 h langes Leiden hat sein Ende gefunden und ein glückliches Lächeln in die Gesichter der Sieger gezeichnet. :chearleader:

Bereits im Vorfeld haben wir uns lange auf dieses Event vorbereitet, als wir die Zusage von Helmut erhielten, dass wir eine Box im Fahrerlager beziehen dürfen. Das war nicht zuletzt auch Ansporn und Verpflichtung zugleich, gezielt zu trainieren und nichts konnte uns mehr aufhalten.

Am Freitag früh um 2:00 Uhr ging es dann mit zwei Kleinbussen und einem PKW auf Tour. Unser ganzer Verband bestand aus noch einer 2er- sowie einer weiteren 4er-Gruppe, drei PKW-Fahrer und zwei weibliche Begleitungen für die Betreuung.

Das Wetter war zunächst schwül, die Mücken waren eine Plage und schlichen sich als "Schwarzfahrer" in die Fahrzeuge! Nur wenige Augenblicke nach der Abfahrt begann es aus allen Rohren zu gießen, und ein starkes Gewitter erleuchtete den Himmel in grelle Farben, Stralsund verlassen wir mit einem Feuerwerk. :schlechtschwimmen:

Wir kamen nur schwerlich voran, die Fernsicht war auf ein Minimum beschränkt, so sollte es noch bis Bremen gehen. Das Navi zeigte uns, dass wir noch reichlich Zeit hatten, darum beschlossen wir auch reichlich Pausen zu machen und alles ruhig anzugehen. In Holdorf dann eine längere Pause, eine Reise strengt an und die Radfahrerbeinchen brauchen immer schön Auslauf. :swingen-2:

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Um nicht zu viel unnötige Fressalien und Getränke mitzuschleppen, hatten wir uns im Vorfeld entschieden, kurz vor Nürburg alles einzukaufen und somit alles im Rahmen zu lassen. Appetithaben Die Vergangenheit hatte uns gezeigt, dass sonst die Hälfte wieder den Rücktransport angetreten hätte.

Kurz vor Nürburg wurde dann alles besorgt, auch alles Nötige zum Grillen. 13:30 Uhr kamen wir dann auf den ausgeschriebenen Parkplatz an, es waren erst wenige Fahrzeuge dort und wir konnten uns somit im vorderen Bereich einparken. Wir nutzten die verbleibende Zeit bis 16:00 Uhr (Einlaß) um erste Blicke des Nürburgringes zu erhaschen. Das Wetter meinte es mittlerweile mehr als gut, denn die Sonne zeigte sich in ihrer wahren Pracht, also hier scheint sie zu Hause zu sein. :Sonnenschein:

Auf der Gran Prix Strecke wurde bereits unter Zeitdruck zügig gearbeitet und die Absperrungen gesetzt, auf der Nordschleife waren noch einzelne Privatfahrer mit ihren heißen Schlitten unterwegs. Pünktlich 16:00 Uhr setzten sich alle Fahrzeuge in Richtung „Einlaß“ in Bewegung. Nun die bange Frage: „Was wird uns im Inneren dieser riesigen Anlage erwarten und wie sieht so eine Box von innen aus?“

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Schnell war die Box erreicht und die Neugier groß. Wir waren die Ersten dort an der Box und nahmen unser Abteil in Beschlag. So eine 4er-Box ist sicher nicht groß, aber mit ein wenig Talent, ausreichend. Unser 2er-Team haben wir mit in die Box bekommen, außerdem unseren Fahrer und die beiden netten Betreuerinnen.

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Die andere Gruppe konnte es sich somit auf der J 033 und J 033a Parzelle gemütlich machen.

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Wir beschlossen zunächst unser Fahrzeug zu positionieren und unseren Pavillon vor das Tor zu setzen, so dass der Grillabend und die Mahlzeiten gesichert sind. Zwischendurch traf ein weiteres Team in der Box ein, die Jungs kamen aus Wetter bei Dortmund, das ist ja schon mal ein gutes Omen! Als Begleitung hatten sie einen treuen Freund mit, der sich als äußerst anpassungsfähiger und lieber Vierbeiner zeigte. Schnell kamen wir ins Gespräch und erhielten den einen oder anderen Tipp zum Rennen, Danke.

Dann kam eine große Gruppe aus Heidenheim bei Ulm hinzu. Das sah schon mal alles recht professionell aus, großes Zelt, 3 Laptop, „heiße Theke“, Mechaniker, Trainer und, und, und. :Surfen: Hier konnte man auch lernen, was Ordnung bedeutet, denn die Radsachen wurden nicht etwa irgendwo hingefeuert, sondern fanden sich in Ablagebords aus Textil an der Drahtwand, außerdem spickten Bügel die Drahtwände!!! :oops: Da viel uns erstmal die Kinnlade runter, nicht schlecht.

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Die Box war somit schon dreiviertel voll, es stand nun die Frage: „Was ist mit der freien Seite zu unserer Linken, kommt da noch wer?“ Ja, aber erst am nächsten Morgen kam ein Team aus Mühlheim a. d. Ruhr. Die Box war gerappelt voll, alle waren hilfsbereit und man kam schnell ins Gespräch.

Übrigens waren wir in Box 7 untergebracht (Audi /Roßberg). Großer Vorteil der Box: Eigene Toilette und Waschbecken/Spüle. Das erleichtert Einiges! Die Jungs von unserer anderen Gruppe brachten uns noch einige Restsachen, denn sie mussten zur Parzelle einen anderen Parkplatz und eine andere Einfahrt nutzen. Die Parzellen liegen nicht weit auseinander, alles ist gut zu erreichen.

Um später in Ruhe alles erkunden zu können, entschlossen wir uns gleich, die Startunterlagen zu holen, bevor es so voll wird. Das hatten wohl auch die meisten anderen Teilnehmer gedacht!!! Viele Teilnehmer – viele Anmelder, das kennen wir auch von der Vätternrundan, aber so eine Anmeldeschlange hatte wir nicht erwartet! Ich merkte, wie mir sichtlich warm wurde mit dem Gedanken, dass ich jetzt hier zwei Stunden stehen müßte. Es gab für jede Teamabordnung nur einen Schalter, die meisten aus der Schlange gehörten wohl zu den Läufern und uns gelang dann die Flucht nach vorne. Die Helfer vollbrachten Höchstleitungen und wir waren dann auch in einer halben Stunde durch.

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Urteil: Die Anmeldung ist einfach unterbesetzt, die Helfer gaben sich alle Mühe freundlich zu bleiben, bei den vielen Fragen und Wünschen der Teilnehmer, Platz währe ausreichend im Ring Boulevard. Aber es gibt bestimmt Schlimmeres...

Jeder Teilnehmer erhielt seine Startunterlagen in einem Verpflegungsbeutel, dieser enthielt neben der Startnummer einen Gutschein für die Nudelparty, das Erdinger Weißbier alkfrei, ein Adidas Spray, Energy Drink, Gels und Riegel, Kakaodrink und eine „die Tour 8“.

Nun blieb uns genügend Zeit, das Areal zu erkunden. Auf der Nordschleife dröhnten noch die Motoren von Jaguar, Porsche und Co. Die Klänge gingen einem schon unter die Haut. Nordschleife gegen Bezahlung, dass ist eine der Haupteinnahmequellen, um die Kosten zu decken. Einige Teilnehmer nahmen bereits den Asphalt der Gran Prix Strecke unter die Reifen, die Strecke zieht sich wie eine Schlange durch das Gelände, breit und majestätisch liegt sie da nieder, doch Vorsicht, sie wiegt sich mit einem ungeahnten Gefälle, was optisch auf den ersten Blick nicht zu erwarten war.

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Ein Trip durch das Fahrerlager ließ die Augen leuchten, auch die Technik und Bekleidungsstände waren üppig bestückt und die Preise zeigten sich überraschend moderat, zumindest für so ein Event. Rewe war in der letzten Box untergebracht, dort gab es alle wichtigen Dinge zur Verpflegung. Besonders eindrucksvoll war der Kuchenstand sowie die warmen Mahlzeiten, selbst zur Mittagszeit am nächsten Tag war für jeden ein Plätzchen frei (tolles Angebot)!

Am Abend wurde dann gegrillt und Leute beobachtet. Gegen 23 Uhr zogen wir uns dann in unsere Kojen zurück, wobei die Feldbetten (ca. 19 €) super Dienst taten.

Alle bemühten sich in den Boxen um Ruhe, dass hatte ich anders erwartet und so schliefen wir auch ziemlich schnell und tief ein. Der Morgen meinte es gut mit uns, die Sonne blinzelte durch das halb geöffnete Tor und unsere Betreuerinnen hatte bereits den Kaffeetisch für uns gedeckt, was für ein schöner „Urlaub“ oder warum waren wir hier?

In einem festen Containerbau konnten wir duschen, das war mal gerade 50 m hin und die Abfolge ging dort zügig voran, das Wasser war stets ausreichend warm. Langsam stieg auch das Rennfieber in unseren Körpern an, die Renntaktik wurde besprochen und jeder versuchte sich auf seine Weise zu motivieren. Eine unserer Begleiterinnen ist auch Masseurin und hat den Massagetisch mitgebracht, eine Wohltat für unsere geschundenen Leiber, aber nicht nur für uns, wie sich im laufe der Zeit herausstellen sollte, aber alles blieb im Rahmen und in der Box (massieren von morgens bis spät in die Nacht, das ist doch körperlich genauso anstrengend wie das Rennen selbst. Respekt!).

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Eigentlich wollte ich noch zum Presseempfang, aber die Nähe zum Team und die Organisation war mir dann doch wichtiger. Wäre sicherlich hochinteressant gewesen, aber den Moment wollte ich mir nicht entgehen lassen. Gänsehaut bei jeder Startfolge und um 13:15 Uhr gingen dann die 24 h Rennradteams auf die Strecke: „Viel Glück Jungs!“

Am Morgen absolvierten bereits die Läufer einige Distanzen, die Stimmung war enorm und der Moderator heizte den Massen kräftig ein. Die musikalische Umrahmung sorgte für eine beschwingte Fahrt. Ich startete als Dritter, nach 1. Nils, 2. Gerd, nach mir startete Ralf. Die Flaschenübergabe klappte reibungslos, der Transponder war an der Trinkflasche befestigt. Mittlerweile stand immer ein dreiköpfiges Boxengassenteam zur Stelle und sorgte für einen schnellen Boxenstopp, der Mensch lernt ja schnell, wenn er muß!

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Die Strecke war ja auch mir völlig unbekannt, der Wechsel erfolgte vor der Box, was ja auch sehr angenehm ist und ab ging es ins Ungewisse. Nach der Boxenausfahrt gleich zwei Kurven, erstmal Gefühl kriegen und nicht übertreiben, fahre deinen Stil, dass war unser Grundsatz, kein unkalkulierbares Risiko - Ankommen und Spaßhaben ist die Devise. Mit einem leichten Ziehen im Bauchraum geht es in die Abfahrt, jemand scheint zu schieben, denn Bremsen ist nur bedingt möglich, ich hatte das Gefühl, dass die Hölle mich zu sich zieht, was für ein Rausch. Alles schön unter Kontrolle, das war wichtig, Tempo ein wenig raus, 70 km/h sollten reichen, man bedenke Gewicht und Größe meiner Person. Also bitte, wer will kann schneller fahren und tut es sichtlich auch – 100 km/h!

Die Abfahrt scheint kein Ende zu nehmen, endlich wieder etwas Erholung und schon geht’s in die nächsten Abfahrtskurven. Endlich km 10, jetzt geht es schon leicht in den 4 km Anstieg, zunächst ganz gelassen, schön einteilen, denn es sollen ja noch ein paar Runden werden! Zwei Ritzel mal noch als Reserve lassen, ich bin mit der Kompakten unterwegs und das ist gut so. Km 13, vorletztes Ritzel angezapft und schön gleichmäßig treten und atmen, alles bestens. Kurz vor der Hohen Acht, Km 14, gut das ich noch ein „Maria - Hilf – Ritzel“ habe, erst denke ich, ist irgendwas mit dem Tretlager, dann merke ich, dass sich mein Vorderrad immer leicht anhebt, also, Gewichtsverlagerung. In den ersten zwei Runden vielen die letzten knapp 500 m/ 18 % Steigung nicht so ins Gewicht, aber später hatte ich schon zu kämpfen. Oben angekommen, war ein Verpflegungspunkt eingerichtet, der reichhaltig bestückt war (Gels/Riegel/Bananen/Kuchen/Kekse/ Getränke usw.).

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In der Nacht hatten wir uns auf zwei Stundenfahrten geeinigt und in der zweiten Runde hatte ich kurz vor der Acht einen Hungerast und Motivationseinbruch. Was nun stärker war, vermag ich nicht zu sagen, aber der Versorgungspunkt war klasse. Schnell hatte ich mich aber wieder gefangen und ab ging die Post.

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Am Lenker war ein Big Bang-Scheinwerfer von Busch & Müller befestigt, der uns mit seinem Leuchtkegel die Nacht erhellte. Ein sicheres Gefühl, gerade in den unbeleuchteten Kurven und was erwartet mich danach?! Preisintensiv aber Goldwert, Sicherheit hat seinen Preis, der Big Bang sucht seines Gleichen!

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Der letzte Abschnitt ist eher wellig einzuordnen und als es dann auf die Grand Prix Strecke ging, stehen die Lebensgeister sowieso Spalier. Jetzt noch durch das Fahrerlager, parallel zur Boxengasse und Tribüne, ein Achtungsruf zur Box (in ca. 10 Min. bin ich da), letzte Kräfte lassen, dort noch mal richtig Fahrt aufkommen lassen. Ein Meer von Zelten, Lichtern und Grillduft säumt die Strecke, allerdings muß man sehr auf rücksichtslose Zeitgenossen achten, die die Strecke unaufmerksam queren. Nochmals enge Kurven fahren und schon ist man auf dem blauen Band zur Boxengasse, wo der nächste Gladiator steht – Wechsel und ab!!!!

In der Nacht ist es schwierig zu schlafen. Trotz 2stündlichem Wechsel ist die Übermüdung und der Adrenalinspiegel hoch. Trotzdem waren 3 Stunden übernicken drin. :schlafen: Danach fühlt man sich aber eher geschlafft und verkatert, als erholt! Da heißt es aufs Neue motivieren.

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Gegen 11:00 Uhr regnete es dann und die Krankenwagen und Rettungshubschrauber hatten Hochbetrieb. Das ging einem schon sehr an die Nieren, denn man konnte nur erahnen, was da so unterwegs los sein wird. Glatte Straßen durch Reifenabrieb und Ölspuren und Nässe. Ein Aufhören des Regens war nicht in Sicht, Nils war noch auf der Strecke, Gerd will danach aber trotzdem starten, mir war das zu heikel und sagte meine letzte Runde ab. :Unentschlossen: Wir ahnten ja nicht, dass einerseits die Sonne wieder rauskommt und andererseits wir noch im Limit für die letzte Runde waren. Aus diesem Grund packten wir mal schon vorfristig unsere Sachen. Wir blieben aber bei dem Entschluss, trotzdem nicht mehr zu fahren, da im Tal die Straßen noch nass waren und wir so die Gewissheit haben, dass alle Teilnehmer unseres Teams heil und glücklich nach Hause fahren können.

Wir hoffen an dieser Stelle, dass es den Verunfallten gesundheitlich wieder gut geht, ein Teammitglied unseres anderen Teams hatte auch erste Hilfe bei einem bewusstlosen Fahrer gemacht, dass geht bei so einem Rennen schon an die Psyche.

Unser Ergebnis: 22 Runden sind gefahren, körperlich haben wir uns alle noch im scheinbar gelben Bereich befunden, wir haben Platz 333 von, ich glaube so um die 640 4er-Teams, damit sind wir sehr zufrieden und haben eine super Erfahrung gemacht.

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Zum Schluß noch ein Erdinger alkoholfrei, das gab es dann auch ohne Gutschein und so viel wie jeder wollte, irgendwo musste wohl eine Quelle erschlossen worden sein. prrosit

Der Abbau erfolgte dann recht schnell. Entgegen den Vermutungen gab es verkehrstechnisch keine Ausfahrtsprobleme. Die Privatfahrer kamen uns mit Ihren Sportwagen schon wieder auf der Straße entgegen, denn 16:00 Uhr hieß es auf der Nordschleife: „Privatfahrer, Start frei“.

Übrigens das Team aus Heidenheim entpuppte sich dann als Podestsieger verschiedener Klassen. Ich sage an dieser Stelle danke für die super Zusammenarbeit am Computer und dem Catering.

Wir hatten alle sehr viel Spaß und können dieses Rennen nur weiterempfehlen, eine tolle Organisation, es gibt viel zu sehen, Ausstellungen, Filme, keine lange Weile!!! Danke für die bleibende Erfahrung und alles Gute den Teilnehmern 2012.

Hier kommen 183

Bilder von 24h Rad am Ring.

Grüße von den „Stralsunder Füchse 1“ :Danke:

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nichts ist unmöglich!!!
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Beitragvon anmaja » 26.08.2011, 07:28

Hallo Gert,

danke für deine Anmerkung. Ja, die Motivation ist schon ein Problem. Mein Betreuer musste mich hin und wieder auch mal anschupsen, unterwegs war das dann schon schwieriger.
22 Runden sind super (immerhin 7 ! Runden mehr), 2008 bin ich mit einem 2er Team 19 Runden gefahren bei nahezu Dauerregen und nächtlichen 4° Es war ein Genuss dieses Jahr in allen Belangen. Zeit um euch zu suchen, hatte ich natürlich nicht.
Mein Betreuer war übrigens bei dem Media Lounge und hat es sich, wie er berichtete, dort gaumentechnisch gut gehen lassen. Hat er sich auch verdient: Danke MOTTA!

Grüße an Alle, die die Grünen Hölle durchlebten.

I survived!
anmaja

P.S. War gestern, Donnerstag, beim Trainingstreff: Die Beine scheinen erholt :-)
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Beitragvon motta » 26.08.2011, 13:27

Glückwunsch allen die Durchgekommen sind.

Der Job am Ring hat mir sehr viel Spass gemacht und war sehr erlebnisreich.

Man kann also auch hinter den Kulissen genießen und damit meine ich nicht nur die Hummerspießchen in der Presseabteilung.
(Auch mit Sonnenbrille und Handy getarnt, fühlte ich mich etwas deplatziert)
Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen auch mal die Strecke unter die Räder meines Mottas zu nehmen. Macht riesen Spass mit high- speed dort die Kurven zu nehmen.

gruss MOTTA
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Helmut
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Beitragvon Helmut » 01.09.2011, 00:50

<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... %20038.JPG">

Die Bilder vom Ring sind über Stralsund nun bei mir und letztlich auch in Gerts Bericht angekommen. Für Eilige: Hier kommen 183

Bilder von 24h Rad am Ring.
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
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Harterbrocken
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Chapeau!

Beitragvon Harterbrocken » 01.09.2011, 07:51

Allen Ringbezwingern meine tiefe Bewunderung!

War im Juni beim Ring-Radtreff. Was für eine Strecke, speziell die Hohe Acht hat es mächtig in sich.

Für 2012 steht die Veranstaltung bei mir weit oben auf der Agenda. Gibt es schon einen Termin?
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Beitragvon Janibal » 01.09.2011, 09:23

Janibal hat geschrieben:<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... %20015.JPG">

Warum die Bilder vom Ring über Stralsund nun bei mir und letztlich auch in Gerts Bericht verspätet angekommen sind? §12aLSGe: Der Luftraum ist nur nüchtern zu befliegen.

Supermann mit pilschen. cool..


Manchmal ist die Post doch schneller.

2012 HFS Team? Hätten dann eine Ausrede für ein Cyclassicsstart.
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Johanna
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Beitragvon Johanna » 01.09.2011, 09:49

Janibal hat geschrieben: 2012 HFS Team? Hätten dann eine Ausrede für ein Cyclassicsstart.
Den Aufruf gibt es doch schon:
Nichtraucher hat geschrieben:
Schnuffi hat geschrieben:
Nichtraucher hat geschrieben: 2 Verrückte suchen 2 Verrückte für 24 Stunden Rad am Ring Radrennen 2012 ( in der Box, als HFS TEAM) :D

Hab ich das jetzt geschrieben :mad:
Bin ich bekloppt genug? :Clown:
Dann wär ich gern dabei. :cool:
24-Stunden-Rennen sind einfach geil!
Paßt :D :GrosseZustimmung:

3 Verrückte suchen 1 Verrückten banana
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Indorain
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Beitragvon Indorain » 01.09.2011, 18:59

Anmaja,

auch vor deiner Leistung kann ich nur den Hut ziehen :Hutab: !
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Beitragvon Helmut » 01.09.2011, 22:12

Janibal hat geschrieben: 2012 HFS Team?
Wieso nur eines? Mit dem Veranstalter bin ich im Gespräch wegen einem HFS-Forumscamp. Warten wir mal ab, wie der darüber denkt.

Das wird noch etwas dauern, weil die, na klar, nach RaR 2011 erstmal alle im Urlaub sind.
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
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Ray Go
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24 Stunden Rad am Ring – 26 Runden durch die „grüne Hölle“

Beitragvon Ray Go » 03.09.2011, 16:47

<b>24 Stunden Rad am Ring
26 Runden durch die „grüne Hölle“</b>


Nachdem das Radsportteam WEISSER RING der BSG Polizei Hamburg im Vorjahr über HFS einen Boxenplatz gewonnen hatte und erstmalig ein 4er-Team zum 24 Stunden-Rennen auf dem Nürburgring und der bei Motorsportfreunden berühmt-berüchtigten Nordschleife bei der Veranstaltung „Rad am Ring“ an den Start schicken durfte und dieses Team für uns Flachlandtiroler einen beachtlichen 198. Platz von 661 Teams belegte, stand in diesem Jahr die Wiederholung der Veranstaltung an.

Schon zu Jahresbeginn fanden sich recht schnell interessierte Teammitglieder, obwohl der Termin der diesjährigen Veranstaltung mit dem der Cyclassics zusammen fiel. Früh in der Saison begannen wir mit dem Training, denn es galt, möglichst viele Rennradkilometer in die Beine zu bekommen. Im Frühjahr sammelten Thomas K. und ich bei einem Trainingslager auf Mallorca dann auch schnell die ersten Höhenmeter und ich erreichte bereits einen für mich selbst erstaunlichen Fitnessstand. Die weitere Vorbereitung auf diese außergewöhnliche Veranstaltung bestand aus den üblichen Trainings der BSG, den regelmäßig sonntags stattfindenden und von den örtlichen Radsportvereinen liebevoll organisierten RTFs und den unterschiedlichsten persönlichen Trainingsprogrammen, die Thomas K. und Jens sogar zu den höchsten Gipfeln der Tour de France führten.

Wo will man hier bei uns im Norden auch Höhenmeter trainieren, wo die höchsten Erhebungen in und um Hamburg doch kaum über die 100 m hinaus kommen? Da stellt eine Runde auf der Nordschleife des Nürburgrings doch eine ganz andere Herausforderung dar: 25 km mit 500 Höhenmetern und bis zu 18 % Steigung aber auch mit einer atemberaubenden Abfahrt, auf der man ungeahnte Geschwindigkeiten von über 90 km/h erreichen kann – wie ich aus den Erzählungen aus dem Vorjahr erfuhr.

Die Veranstaltung rückte näher und das Team (Marco "Solaris", Thomas B., Jens und ich) war bereit, die Herausforderung anzunehmen. Eine ganz besondere Ehre wurde einem erfolgreichen Teilnehmer aus dem vergangenen Jahr zu teil. Unser Vorjahresteam hatte Dank gemeinsamer Unterbringung in einer Box die Radsportlegende Rudi Altig kennengelernt. Schnell kam man ins Gespräch und es wurden engere Kontakte geknüpft und so erhielt Thomas K. die Einladung von Rudi in diesem Jahr für eines seiner professionell betreuten Teams zu starten. Ein Traum für jeden Radsportler. Zusätzlich ein Ersatzfahrer (Stefan Voß) und 2 Begleiterinnen für die perfekte Betreuung und das Team war komplett.

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Nachdem am Freitag die lange Anfahrt mit den aus den Vorwochen gewohnten Wolkenbrüchen geschafft war, erstrahlte die hügelige Landschaft der Eiffel bei schönstem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen und so sollte es nach den Vorhersagen auch am Wochenende bleiben. Wir richteten uns auf unserer Rasenparzelle direkt an der Grand-Prix-Strecke ein – hier war immerhin genug Platz für einen Pavillon, ein Zelt, ein Wohnmobil, einen PKW und unsere Räder – und besprachen die Taktik für das anstehende Rennen. Zunächst wollten wir mit Einzelrunden starten, damit jeder die Möglichkeit bekommt, die Strecke kennen zu lernen. So hätte auch jeder Gelegenheit, sich nach einer gefahrenen Runde für drei Runden auszuruhen. Für die Nacht wurde vorgeschlagen, auf Doppelrunden zu wechseln, damit die pausierenden Fahrer etwas Schlaf bekommen könnten. Die Entscheidung darüber wurde jedoch vertagt und das war gut so – aber dazu später mehr.

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Die Nacht von Freitag auf Samstag war kurz, aber einigermaßen erholsam und ein kleines Frühstück sollte die Energie für die ersten Runden liefern. Der Start rückte näher und die Spannung und Aufregung stieg besonders beim Startfahrer Thomas B., was sich durch noble Blässe im Gesicht und 150er Puls bemerkbar machte.

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Dann war es endlich soweit: 13:15 Uhr – START geglückt, Thomas B. ganz vorne mit den Teams von Rudi, hier war Thomas K. auch Startfahrer, in der führenden Gruppe mit dabei. Nach einer rasanten Fahrt über die Grand-Prix-Strecke waren die Fahrer auch schon auf der Nordschleife verschwunden und für die nächsten 45 Minuten nicht mehr gesehen. Lange 45 Minuten! Aufregende 45 Minuten! Bange 45 Minuten! Dann endlich kam Thomas K. in seinem leuchtend grünen Dress und dem geschwungenen gelben M mit der ersten größeren Gruppe von der Nordschleife zurück auf den Nürburgring. Kurz darauf kam auch Thomas B. Jetzt nur noch heil durchs Infield und dann wartete auch schon Jens als unser zweiter Fahrer. Der Wechsel lief perfekt und schwupps war auch Jens auf der Nordschleife verschwunden.

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Nachdem Thomas etwas Luft bekommen hatte, gab´s den ersten Erfahrungsbericht. Er hatte sich an eine schnelle Gruppe gehängt und sich dabei völlig verausgabt, dafür aber auch eine super Startrundenzeit von 45 Minuten hingelegt. Er berichtete von den rasanten Abfahrten und dem höllischen Anstieg zur hohen Acht und dass es utopisch wäre, nachts zwei Runden am Stück zu fahren. Damit hatte sich dieses Gedankenspiel erledigt.

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So langsam war es an der Zeit, dass ich mich für meine erste Runde vorbereiten musste. Also rein ins Teamdress, Rad checken, Luft nachpumpen, Getränkeflasche auffüllen, noch schnell mit Solaris philosophieren, ob es Sinn macht, eine Magnesiumampulle einzuwerfen oder lieber nicht – sie sollen angeblich abführend wirken, hmm - und es dann doch tun – ein bischen Doping muss sein! Und auf geht´s! Dort kommt Jens, rein in die Pedale, Flasche mit dem Transponder wechseln, anschieben und ab! Zunächst die Infield-Strecke mit einer engen, haarigen S-Kurve vorsichtig anfahren, dann eine langgezogene Linkskurve in die Boxengasse, dabei aufpassen, dass man nicht zwischen die wechselnden Teams gerät, leichte Kurve nach links, dabei möglichst die Gitter stehen lassen und dann scharf rechts auf die Nordkurve. Das Feld hatte sich schon merklich auseinandergezogen. Zunächst ein kurzer leichter Anstieg und dann gings abwärts, schnell, schneller, kurz nochmal bergauf den Schwung mitnehmen und ab rasant durch die Fuchsröhre – 80 km/h . Ich wollte in dieser Runde noch nicht alles geben, die Strecke erst einmal kennen lernen, die Kurven der Abfahrt vorsichtig angehen und die Ideallinien finden. Da war also für die folgenden Runden noch weit mehr drin. Trotzdem war dies eine bisher ungeahnte Geschwindigkeit mit dem Rennrad und machte Lust auf mehr.

Ab km 10, die Abfahrt verging wie im Tiefflug, gings schlagartig steil bergauf und auch der Schwung der Abfahrt reichte nicht weit, sodass es hieß, schnell in die kleinen Gänge zu schalten und das steilste Stück im Wiegetritt in Angriff zu nehmen. Nach 2 kleinen Wellen folgte ein gefühlt niemals enden wollender Ansteig zwischen km 12 und 14 mit einer Steigung zwischen 9 und 12 %. Zwischenzeitliche flachere Abschnitte zwischen 5 und 7 % kamen einem da schon wie eine Erholung vor. Wenn man jedoch dachte, das ist nicht zu toppen und es muss doch nach diesem elendigen Anstieg irgendwann mal wieder nach unten gehen – ganz im Gegenteil: Jetzt kam das Gesellenstück – die Hohe Acht mit einem Anstieg von 10 bis 18 % . Man fährt förmlich gegen eine Wand und soll da hoch??? Ich war doch schon auf dem größten Ritzel – immerhin ein 28er. Es half nichts, also treten, hecheln, zick zack fahren, treten, hecheln… bloß nicht nachdenken, das geht schon irgendwie… treten, der Gipfel kommt langsam in Sicht, weitertreten noch ein bisschen, da vorne wird´s wieder flacher, komm jetzt… boah geschafft!

Erst jetzt nehme ich die uns zujubelnden Wegelagerer wahr. Stolz macht sich breit! Jetzt kann mich nichts mehr schocken. Oder doch? Es liegen ja noch so einige Runden vor mir. Das wird hart! Auf dem letzten Drittel der Strecke wechseln kurze Abfahrten mit kurzen, teils auch etwas steileren Anstiegen, die man aber mit dem Schwung der Abfahrten gut mitnehmen kann. Dann eine lange Gerade mit einem nochmal etwas steileren Anstieg zum Ende der Nordkurve und man kommt wieder auf den Nürburgring. Wenn man jetzt denk, man hat´s geschafft – nee nee! Die Grand-Prix-Strecke zieht sich nochmal gut 5 km in mal engen, mal weiten Kurven und auch merklichen Abfahrten und Anstiegen. Und man muss höllisch auf all die Wechsler und Streckenüberquerer aufpassen.

Nach 55 Minuten hab ich dann endlich die erste Runde geschafft und bin ziemlich K.O . Jetzt ist Solaris an der Reihe, ich wünsche ihm noch schnell viel Spaß und weg ist er. Nach 3 Runden Pause bin ich wieder an der Reihe und bin erstaunlicherweise wieder eingermaßen erholt und nehme mir vor, meine Zeit aus der ersten Runde zu verbessern, was mir auch um ca. 1 Minute gelingen sollte. Höchstgeschwindigkeit in der Fuchsröhre diesmal 89,75 km/h! Wahnsinn!!!

Am Ende der Runde, so gegen 19:00 Uhr, stand die Sonne schon recht tief und so wurden in den folgenden Runden die Lampen – nein Flagscheinwerfer mitgenommen. Mit diesen Flutern macht das Nachtfahren richtig Spaß. Man kann die Abfahrten genauso rasant fahren, wie am Tage, weil man die Kurven richtig gut ausleuchten kann und kaum einer traut sich mehr dich zu überholen . Auch die Radler vor dir drehen sich schon voller Angst ca. 50 m vor dir um, da sie denken von einer Lichtwalze überrollt zu werden. Einmal überholte ich einen Radler mit ner „Grubenlampe“ am Helm, die ihm den Weg erhellen sollte. Als er neben mir fuhr, schaute er lange ungläubig in meinen Lichtkegel, dann kurz nach rechts neben die Strecke, um diesen mit seinem Lichtkegelchen zu vergleichen, auf der Straße war seine Funzel nämlich nicht mehr zu sehen, und dann schaute er neidisch zurück zu meiner Lampe... herrlich!

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Die Zeiten wurden zwangsläufig über die Nacht etwas länger, aber wir hielten uns größtenteils unter 60 Min. pro Runde. In meinen letzten beiden Runden kam ich knapp drüber, das muss aber daran gelegen haben, dass die hohe Acht über Nacht noch höher und steiler geworden ist – zumindest gefühlt.

Meine letzte Runde trat ich gegen 9:40 Uhr an und nahm mir vor, diese Runde noch einmal bewusst zu erleben, alles mitzunehmen und zu genießen. So kam ich, obwohl es leicht angefangen hatte zu regnen, dann auch nach dieser Runde mit einem Lächeln ins Lager, ganz wider Erwarten von meiner Frau, da ich nach jeder vorherigen Runde völlig fertig war und nie wieder auf’s Rad steigen wollte. Jetzt war alles anders. Hochgerechnet waren noch 3 Runden zu fahren und ich damit durch – hurra! Aber zunächst warnte ich Solaris, dass die Strecke inzwischen komplett nass sein müsse und er bloß vorsichtig fahren solle – Profis kommen an! Kam er auch, alles heil, alles gut!

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So manche Sorgenfalten hatten wir zwischendurch aber doch im Gesicht, da mehrere Rettungswagen mit Sonderrechten auf die Nordschleife fuhren. Nach der Regenrunde hörten wir von so manchem leichteren, aber auch schwereren Unfall auf der Abfahrt, die sich durch den Regen, Gummiabrieb, Ölanhaftungen und sorglos weggeworfene Riegel- und Gelverpackungen teilweise in eine Seifenpiste verwandelt hatte. Bei uns blieb zum Glück alles heil.

Der Jubel im gesamten Team war groß, als er dann gegen 13:40 unser letzter Fahrer über die Ziellinie fuhr.

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Ergebnis:
• 26 Runden
• 676 km
• 13000 Höhenmeter
• 96. Platz von über 700 Teams
• Kein Sturz, keine Verletzung, keine Panne

Wo ich grad beim Bedanken bin, vielen Dank auch an Tobi und Skoddi für die tollen Lampen, an Öschi für die weitere Ausstattung, an das Team vom Vorjahr für die vielen nützlichen Tipps und Erfahrungsberichte, an die gesamte BSG für die Unterstützung im Vorfeld und die Glückwünsche im Forum, an unsere Betreuerinnen für das rundum Sorglospaket und ans Team für den super Zusammenhalt, die erbrachte Leistung und vor allem den Spaß, den wir zusammen hatten.

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Auf ein Neues im nächsten Jahr!
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Beitragvon Helmut » 08.09.2011, 22:53

Über die Teilnehmer des RSV Adler Goslar und deren Ergebnisse wurde in der lokalen Presse berichtet. Siehe

http://www.helmuts-fahrrad-seiten.de/Je ... -Adler.pdf
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.

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