Belchen hoch 3 Radmarathon '14, Bad Krozingen (Ber.+Bilder)

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dirksen1
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Belchen hoch 3 Radmarathon '14, Bad Krozingen (Ber.+Bilder)

Beitragvon dirksen1 » 05.08.2014, 15:43

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…kann man Gänsehautmomente organisiert mit Vorsatz wiederholen?

Diese Frage stelle ich mir, als ich den festen Entschluss fasste, nach einer geradezu berauschenden Tour in 2013 den wohl durchaus als schwer zu kategorisierenden Belchen hoch 3 Radmarathon ab Bad Krozingen auch in 2014 zu fahren. Vorab ein Riesendankeschön an Helmut und dem Team von Hirsch-Sprung für das „Möglichmachen“ dieser Gänsehautmomente…auch 2014…auf dem Rad...

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Einen Tag vorher drangehängt, ging es von Wittnau über Merzhausen ab Bohrer nach Schauinsland, dem Hausberg der Freiburger, ein schön und gleichmäßig zu fahrender Anstieg, knapp 12 km lang, im Schnitt 7 % steil, einzig eine giftige 12 %-Rampe direkt nach dem Einstieg nimmt ein bisschen den Flow, weniger als einen Kilometer weiter rollt es gut und die 750 Höhenmeter waren in 45 Minuten erklommen. Oben dann Schwarzwälder Kirschtorte, Kaffee, Aussicht, Wetter klarte auf, ein schöner Tag und gute Beine. Runter mit Karacho, das Strava-Downhill-Segment wurde durch die träge Garmin-Erfassung nicht korrekt erfasst, aber Downhill-Segmente sind mir eh egal.

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Dann aber Sonntag, Belchen hoch 3 Radmarathon, 3 Berge, 3 Länder, 300 km und, um die „3er Reihe“ noch zu vervollständigen, auch deutlich mehr als 3.000 Höhenmeter. Eine wunderbare Kombination aus Zahlen, Ländern, Anstiegen, Emotionen galt es zu erradeln.

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Guide Parade

Startzeit ab 4:50 Uhr (ja, richtig gelesen!) in vier Gruppen, nach Leistungsvermögen, Selbsteinschätzung und evtl. vorherigen Ergebnissen „frei zusammengestellt“. :-) Ich landete in der roten Gruppe, diese sollte die schnellste sein…au weia…viel vorgenommen hatte ich mir ja für diesen Marathon aufgrund meines vielen Übens im vorherigen Verlauf des Jahres XXXX, aber die schnellste Gruppe? Na gut, ok, einklicken und sehen, was geht…ging dann ganz gut…

Voller berechtigtem Stolz präsentierte Eva noch die besondere Ehrung „Belchen hoch 3 gewinnt den trinationalen Sportpreis 2013“, einem Sportpreis der Trinationalen Metropolregion Oberrhein.

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Los, auf die Straße, das Nudelwasser steht schon auf dem Hotel-Herd. :-) 10 Minuten nach dem Start der erste und einzige (?) Plattfuß des Tages unserer Gruppe, nach 3 Minuten war das Begleitauto von Hirsch-Sprung da, Reifen wechseln, Standpumpe sorgt für Druck und weiter geht’s oder besser „weiter rollt’s“ gen „Belchen, dem Ersten“.

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Ein toller Anstieg, noch im Dunkeln in den Einstieg dieses „schönsten Berges des Schwarzwalds“, wie er dort genannt wird. Moderate 4 % im Schnitt (bedingt durch eine Zwischenabfahrt ist der Schnitt der Steigung hier unter den wirklichen Werten, die sich zwischen 6 und 8 % bewegen, insgesamt ein „HC“-Anstieg) machen aus den 960 Höhenmetern am Stück eine schöne Aufwärmübung für die noch morgenfrischen Waden. Oben das fantastische Frühstück des Teams, der wohl weltweit einmalig leckere Nusszopf im Schwarzwald konnte kaum so schnell geschnitten werden, wie wir hungrigen Radler ihn verspeisten.

Die langsam die Wolkendecke durchdringende Sonne weckte meine Lebensgeister nun vollends auf diesem ersten der drei mythischen Berge. Ein rechtwinkliges Dreieck bilden sie, die drei Belchen, von denen nun der erste schon erklettert war…wir waren über den Wolken…auf dem Rad…Gänsehaut…da war sie…danke…

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Runter mit Karacho…halt…da war doch was? Stimmt, meine Gruppe, wo waren sie? Irgendwie wurden sie unterwegs aufgehalten, ich war zu früh oben…Stillstand heißt frieren, Beine gehen zu, nicht gut. Eine gute Orga weiß auch Abhilfe, „fahr mit der grünen Gruppe, die sind schon aufbruchbereit“, so wurde ich zum Überläufer…oben auf dem Berg… Also dann runter mit Karacho, die Abfahrt, mittlerweile von der Sonne getrocknet, lief gut, das Schotterstück zwischendrin erinnert ein wenig an die Abfahrt vom Stelvio, alle kamen schnell und heile runter, unten sammeln, alle sollen zusammenfahren, einer der Philosophien dieses einmaligen Events. Also ab in den Wind, die Rampe in Schopfheim noch in Erinnerung, ist steiler als es die Daten aussagen, ab, hoch da, Zeit vom Vorjahr verbessern…hat geklappt, trotz eines Stopps unten, da ich den Beginn des Segments nicht kannte…Top Ten trotzdem. :-)

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In Rheinfelden dann über den Rhein in die Schweiz, auf der Brücke wurde unsere Gruppe geblitzt, oder auch geblitzdingst. :-) Der „Vorberg“ für den Schweizer Belchen, die Sissacher Fluhe wollte nun überquert werden. Dieser furchtbare 6,5 km lange Anstieg hatte mir schon letztes Jahr den letzten Nerv und so manches Korn geraubt, irgendwie liegt er mir anscheinend so gar nicht…so schnaubte ich mich wie ein Walross da hoch, ließ es unterwegs sogar mal rollen, aber am Ende kam ich reichlich platt oben an und war dankbar für ein paar Minuten warten und durchatmen…Rechnung offen, Frau oder Herr Fluhe…cu in 2015!

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Nach der kurzen Abfahrt dann ein längeres Stück leicht ansteigend bis Eptingen, rechts rein und ab auf „Belchen, den Zweiten“, der hier Belchenflüh oder Bölchen oder auch „Kilchzimmer Sattel“ genannt wird.

Ein Anstieg zum Abgewöhnen…unrhythmisch, bei 5,5 km mit im Schnitt 8 % - auch außerhalb meines „Berg-GA“ will dieses Miststück einfach nur erobert werden, gnadenlos, pur, schnaufend, am Ende mit einer schnuckeligen 15 % Abschluss-Bitch einfach nur ein Mist-Berg…für mich jedenfalls…Sorry an die Fans dieses Anstiegs oder auch in Guide-Sprache dieses „Stichs“. Aber irgendwann kommt man auch da oben an, Kilometer als Frage der Zeit zu betrachten, hilft auch bergauf. :-) Oben wartet schon das Team mit Wasser und weiteren erlaubten Hilfsmitteln, um das nun folgende beinah 100 km lange Flachstück ohne Dehydrierung anzugehen.

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Ok, bei km 160 gab es in Weil der Stadt am Rhein die Tourenteilung, Angela bog auf die Belchen hoch 2 Strecke ab, alle labten sich mit Riesenportionen Spaghetti, alkoholfreiem Hefeweizen, dank des super Betreuungsteams hatten wir Zugriff auf die mitgeführten Startertaschen und so wurden die regennassen Klamotten bei strahlendem Sonnenschein und Rheinblick gegen trockene, frische Kleidung gewechselt. Ein Traum in solchen Situationen und für die Motivation ein unschätzbarer Wert…auch für die Gesundheit. :-)

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Über die Brücke, Frankreich…das Land der Tour de France, hin zum Grand Ballon, dem ersten Pass der Tour-Geschichte 2005, so steht es irgendwo geschrieben. Jeder Meter Straße in diesem Land hat seine eigene Radsport-Geschichte…Gänsehaut…ja…auf dem Rad…man kann Gänsehaut mit Vorsatz erzeugen und jeder, der dabei war, wird es bezeugen können. Anders als überall wird man von entgegenkommenden Autos begrüßt und Hupen derer bedeutet nicht, dass man ein störendes und gedoptes Arschloch ist, dass Vati den Weg zum Baumarkt verlangsamt, sondern dass man auf dem Rad mit dem Radsport und seiner unendlich vielfältigen Geschichte assoziiert wird…dabei…Gänsehaut…wieder…danke Hirsch-Sprung…

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Die Endlos-Wellen des Elsass, die man manchmal gefühlte 10 km voraus auf einem schnurgeraden Asphaltband vor sich sieht, sind schwer, vor allem im Kopf…“Kilometer sind ein Frage der Zeit“…wieder in den Geist rufen und bis in Cernay, dann Uffholtz uns endgültig die Tour de France allgegenwärtig begegnet, sind es eben diese ca. 50 welligen Kilometer, Punkt!

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Uffholtz…Ausgangspunkt des Col Amic, dem ersten Teil des 22 km langen Anstiegs, der nun vor uns lag…vor vier Wochen kamen hier noch Tony Martin und Co. durch, entgegengesetzt unserer Richtung…weiße Farbe auf dunklem Asphalt im gesamten Anstieg zeugt noch heute davon…Gänsehaut beim Schreiben…jetzt…jeder Meter Straße in Frankreich…

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Hoch fahren, langsam angehen, es wird lang bis oben, am Col Amic noch Cola fassen…Verpflegung noch nicht da, macht nichts, ich war ja auch unten so aufgeregt, dass ich nicht warten konnte, bis alle losfahren…ohne Cola…geht auch, Emotionen lassen die Beine treten…hier…im Mutterland der Tour de France…Gänsehaut in praller Sonne…

Zwischenabfahrt mit einem weiteren Fahrer gemeinsam, Windschatten war gut und wichtig. Kurz die Beine hängen lassen, die Seele baumelt eh schon im Wind, der zweite Teil dieses „HC-Berges“ kommt plötzlich und hart…unvermittelt geht es in die restlichen 6,5 km, die mit durchschnittlich 8 % durchaus noch mal den Blick für die Natur und das „Drumrum“ verstellen können.

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Pflasterabschnitt am anstieg zum Grand Ballon

Jeder Kilometer wird mit seinen Daten auf einer kleinen Tafel angemeldet, da wurde auch schon 9 % als Durchschnitt für die kommenden 1.000 m angedroht…Challenge angenommen, Herr Grand Ballon, „Belchen der Dritte“…nach knapp unter 90 Minuten OBEN…durchatmen, alkoholfreies Bier, Kaffee, Cola, Kuchen, Rosinenbrot mit Nutella, Windweste rauskramen, sich freuen, Gänsehaut…auch hier…beinah zittern…nicht vor Kälte…auf dem Rad…

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Rein in die Abfahrt, ein Radsportfest, das viel zu schnell zu Ende geht, will noch den Schlussakkord (in Moll) hören. 1.200 „Tiefenmeter“, von denen die ersten 1.100 (!) auf knapp 40 km „gedownhillt“ werden, unterbrochen von einer Zwischenrampe, die mir fast Schuhe ausgezogen hat…wie letztes Jahr auch schon. Strava meldet 23 % Steigung, ich denke eher max. 15 %, aber reicht, um von 60 km/h nach 5 Metern auf 10 km/h „gevollbremst“ zu werden…

Der Rest der Tour?....ähhhmmm…des Belchenmarathons meine ich natürlich :-) eine einzige schöne Fahrt flach gegen das Schwarzwaldpanorama, das langsam die letzten Strahlen der untergehenden Sonne verschluckt…Gänsehaut…

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Was kann man verbessern? Kritik? Usw. wird immer mal gern abgefragt…Ok, einen Punkt habe ich auch an das Team von Hirsch-Sprung: bitte die französischen Behörden bitten, die Schriftzüge der Tour de France nicht zu übermalen oder gar abzuwaschen, sondern einfach da lassen, wo sie hingehören…auf die Straßen in Frankreich, wo Radsport Geschichte schrieb und schreibt…wir schrieben mit…an diesem 3. August 2014.

Danke Hirsch-Sprung, Björn, Max, Eva, und allen weiteren Team-Members, deren Namen ich leider ich mehr weiß, Angela, …und natürlich den Guides für’s Lügen. ;-) Danke Helmut für dein Engagement auch für dieses Event…

Ein paar weitere Bilder gibt es hier:

https://picasaweb.google.com/1100109047 ... directlink
ES LIEGT NIE AM RAD!
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